Lichtschacht, Prisma, Wechselsucher

Für viele Fotografen ist die grosse Mattscheibe in Verbindung mit einem Lichtschacht der Hauptgrund, um ins Mittelformat zu wechseln. Der Systemgedanke beinhaltet nun, dass der Sucher nach Belieben gewechselt werden kann. Für die meisten Kameras gibt es den vom Kleinbildbereich her bekannten Prismensucher (oft mit Dioptrienausgleich für Kurz- oder Weitsichtige), mit dem man im 90 Grad-Winkel das Bild auf der Mattscheibe betrachten kann. Rechts ist dort immer rechts und links ist links.

Typisch hingegen für das Mittelformat ist eher der Lichtschacht. Dieser ermöglicht eine Betrachtung der Mattscheibe aus grossem Abstand von oben (geht bei 4,5x6 übrigens ohne Verrenkungen nur im Querformat) und schirmt das Seitenlicht ab. Der Blick von oben ermöglich übrigens oft auch interessante Schüsse aus Hüfthöhe, zumal das für fotografierte Personen oft weniger auffällig und aufdringlich wirkt als der "direkte" Blick durch den Prismensucher. Das Bild auf Mattscheibe erscheint weniger dreidimensional als im Prismensucher und entspricht so eher dem fertigen Foto.

Das Motiv wird zwar nicht (wie etwa beim Grossformat) auf dem Kopf abgebildet, aber seitenverkehrt. Rechts ist hier also links, und links ist rechts. Lichtschächte sind somit etwas gewöhnungsbedürftig, Anfängern sei hiermit die Verwendung eines Statives empfohlen. Als kleiner Trost braucht das Stativ dafür auch nicht so hoch zu sein wie bei der Verwendung eines Prismas.

Beliebt und bei jeder Kamera mit wechselbaren Suchern standardmässig dabei ist der Faltlichtschacht, der zusammengefaltet keinen Platz beansprucht und gleichzeitig die Mattscheibe vor Dreck und Staub schützt. Meistens lässt sich für die genaue Einstellung der Schärfe zusätzlich eine Lupe herausklappen - bei manchen kann man auch hier fehlende Dioptrien ergänzen. Darüber hinaus gibt es 45 Grad-Prismensucher, die den Einblick von schräg oben gestatten. Für Fotos aus der freien Hand sind sie in Verbindung mit einem Handgriff meist komfortabler als ein 90 Grad-Prisma.