Viele Mittelformat-Kameras verfügen in der Grundausstattung über keine eingebaute Messung. Wer also TTL-Messung ("trough-the-lens") möchte, muss meistens ein zusätzliches Messprisma kaufen. Davon zeigen einige lediglich die Helligkeit bei Offenblende an, andere sind mit dem Objektiv und Zeitenrad gekuppelt und erlauben so den Belichtungsabgleich ("Nachführmessung"). AE-Prismen ("Auto Exposure") entscheiden bei vorgewählter Blende selber über die passende Belichtungszeit und erlauben so Zeitautomatik. Dazu gibt es meistens auch einen Belichtungsspeicher ("AE-lock") sowie einen Knopf für die Belichtungskorrektur. Weitere Features wie Programm- oder Blendenautomatik sowie automatische Belichtungsreihen bieten nur die Modelle der obersten Preisklasse an.
Wieviel Automatik ist nun nötig? Wer mit Stativ und Lichtschacht die Landschaften einfängt, hat meistens genug Zeit für eine Messung mit dem Handbelichtungsmesser. Das erlaubt ihm beispielsweise je nach Motiv die Lichtmessung oder das komfortable Ausmessen des Kontrastumfanges mit einem Spotmeter. Wer damit einmal anfängt, bemerkt auch sehr rasch, dass sich die Helligkeit draussen meistens gar nicht so schnell ändert. Es kann dann finanziell durchaus Sinn machen, in eine günstigere Kamera ohne jegliche Messfunktionen zu investieren und dafür etwas Geld in einen Handbelichtungsmesser zu stecken. Auch im Studiobereich ist ein Handbeli mit Blitzmessung nützlicher als jegliche in der Kamera eingebauten Messfunktionen.
Andererseits kann die Messung in der Kamera selber durchaus komfortabel sein. Wer mit grossem Teleobjektiv und Einbein durch den Prismensucher blickt und mit dem Scharfstellen eines bewegten Objektes beschäftigt ist, mag die Sucheranzeigen mitsamt Zeitautomatik durchaus schätzen. Hilfreich ist ein eingebauter Beli sicher bei schnell wechselnden Belichtungssituationen. Belichtungsreihen sind bei Diafotografen sehr beliebt, da Diafilm genauer als Negativfilm belichtet werden muss. Allerdings stehen pro Film deutlich weniger Bilder als im Kleinbildbereich zur Verfügung - Selbstbeschränkung nützt also auch hier.
Bei Kameras mit Wechselmagazinen sollte man immer zuerst abklären, ob das Rückteil die Filmempfindlichkeit an das Prisma überträgt. Sonst wechselt man im hektischen Moment den Film, ohne die ASA-Einstellung zu ändern - und schon belichtet man den neuen Film falsch. Das gleiche passiert natürlich auch, wenn man vergisst, die Empfindlichkeits-Einstellung am externen Handbeli zu ändern. So oder so ist das ganze also eine Frage der persönlichen Arbeitsweise. Fotografen, die gerne Kontrastfilter für Schwarzweiss verwenden, schwören oft auf die "sichere" TTL-Messung - weil diese automatisch eventuelle Verlängerungsfaktoren einbezieht. Dazu muss man allerdings wissen, dass Messzellen nicht auf jede Farbe gleich empfindlich reagieren - ein zwei Blenden schluckender Rotfilter wird dann beispielsweise nur mit einer Blende korrigiert. Auf der sicheren Seite ist man immer mit einem Handbeli - vorausgesetzt, man denkt jeweils an die Eingabe des Korrekturfaktors.