Shift- und Tiltobjektive?

Shiftobjektive helfen in begrenztem Ausmass, stürzende Linien (etwa bei hohen Gebäuden) zu vermeiden. Besonders für Architekturfotos kann das äussert hilfreich sein, aber auch Bäume sehen nicht-stürzend oft besser aus. Horizontales Shiften kann bei spiegelnden Objektiven helfen, den Fotografen und die Kamera aus dem endgültigen Bild zu verbannen. Einige Objektive können auch getiltet werden, damit kann in gewissen Grenzen die Schärfeebene ausgedehnt oder verkürzt werden.

Obwohl die Möglichkeiten verlockend sind, der Umgang mit diesen Spezialoptiken ist nicht einfach. Ein Shiften ohne Gittermattscheibe, Stativ und Wasserwaage wird beispielsweise kaum befriedigende Resultate bringen. Zudem sind einige Shiftobjektive dafür berüchtigt, schon bei der halben Maximalverstellung deutlich zu Vignettieren (Randlichtabfall) und zu Verzeichnen (Gerade Linien werden gebogen). Ausserdem kostet ein Mittelformat-Shiftobjektiv meist gleich viel wie eine komplette gebrauchte Grossformat-Ausrüstung.

Im Grossformat sind die Verstellmöglichkeiten weitaus grösser und nebst Planfilm kann man damit auch Rollfilm belichten. Eine 5x7-inch Laufbodenkamera (etwa 9x12cm Negativformat) ist meistens handlicher als eine 6x6-SLR mit Shiftobjektiv, bedeutet aber immer auch Verzicht auf Motor, Prisma und ähnliche Annehmlichkeiten. Wer unbedingt im Mittelformat shiften will, kann auch mit einem günstigen Russenshift (nur bei Schlitzverschluss-Kameras) mit wenig Geld erste Schritte wagen. Über die Qualität der Optiken sollte man sich aber vorher gut informieren.